A R C H I V 1946-52 - 4
Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus dem Jahre 1946
Übersetzung des vorigen Artikels:
Sie, die im Regen stand
FJ begegnete Zarah Leander zufällig bei Bromma mit schweizerischem Vertrag in der Tasche.
Es gibt keine schwedische Schauspielerin, die von der Presse so scharf beobachtet wird wie
Zarah Leander.
Sie kann kaum einen Schritt tun ohne dass nicht irgendein Nachmittagsblatt eine Notiz oder
einen Artikel darüber bringt, und ihre Pläne werden gewöhnlich viel diskutiert.
Speziell Karl Gerhard beginnt nun an ihrem Comeback zu arbeiten. Er meint -und das
mit Recht- dass Zarah nicht mehr zu leiden braucht als irgendein
anderer, aber während man die großen Sünder freispricht, stürzt man sich auf eine einzige Frau.
Zarah ist jedenfalls für vier Tage in die Schweiz gekommen, sie ist hin und zurück geflogen, ohne dass
jemand entdeckt hat, welch ein interessantes Wild das Flugzeug beförderte. Als das „Filmjournal“ durch
Zufall draußen bei Brömma auf Zarah stieß, wurde sie so vor die vollendete Tatsache gestellt und erzählte
über den Grund ihrer Reise und über die dramatischen Pläne, die sie verfolgt.
„Als ich vor ein paar Tagen spät ins Hotel Dolder in Zürich kam, wurde mir ein schönes Zimmer mit
herrlicher Aussicht angeboten“ erzählt Zarah. „Das Zimmer war <Starsalon> getauft worden, da ja Rita
Hayworth während ihres Zürichbesuchs dort gewohnt hatte, und nun bin ich an der Reihe. Alle
Menschen waren wunderbar freundlich zu mir, und als ich in die Hotelhalle kam, da eilte ein langjähriger
Bekannter auf mich zu; das war er, der der Anlass für meinen Besuch in der französischen Schweiz war.
Ralph Benatzky, der berühmte Komponist u. a. vom <Weißen Rössel>, war liebenswürdigerweise von
seinem schönen Gut hergekommen, das in Thun liegt. Ralph und ich haben früher zusammengearbeitet.
Er schrieb für mich u. a. die zwei großen Schlagererfolge <Ich steh im Regen> und <Yes, Sir>. Und nun
hatte mir Benatzky telegrafiert. Er hat nämlich von einem großen schweizerischen Konzern den Auftrag
erhalten, neue Lieder für mich zu schreiben, und diese Schlager sollen in der Schweiz im Radio und auf
dem Grammofon gespielt werden“.
Zarah zeigt mit freudestrahlender Miene auf das große Paket mit Noten, und wir wollen natürlich viel mehr
über die Lieder hören.
„Das ist ein originelles Repertoire und etwas ganz und gar Neues, das Benatzky sich ausgedacht hat,
und nun will er, dass ich es lancieren soll. Die Melodien sind herrlich, und nun werde ich im Musikzimmer
von Lönö singen und üben und dann etwas später im Herbst - vielleicht werde ich in ein paar Wochen
fertig - nach Zürich zurückkehren.
Die Lieder sind eine Art lustige Kulturgeschichte und werden auf Französisch und Deutsch
aufgenommen. Was sagt man dazu, dass das eine von einem Brief Friedrichs des Großen an
Maria Theresia handelt? Lied Nummer zwei bringt ganz einfach irgendwelche Tage aus Chopins Leben.
Ich sollte es vielleicht nicht erzählen, aber ich habe auch ein Angebot erhalten,
die Hauptrolle in einer schweizerischen Operette zu spielen,
die <Nelly und die Kaiserin> heißt. Der mir das anbot, war einImpresario,
der heißt Dr. Curiel, und das Lustige ist, dass er im Jahr 1935 – in den guten alten Zeite
– wollte, dass Karl Gerhard und ich eine Tournee durch die Schweiz machen sollten. Er hatte nichts
dagegen, dass Gerhard mit mir ins Alpenland fuhr.
Ralph Benatzky bat mich, Stockholm zu grüßen und das er bald Gelegenheit findet einen Besuch zu
machen. Ralph ist jetzt ein Herr mittleren Alters mit unbeschreiblichem Charme. Während der
Kriegsjahre wohnte und arbeitete er in Amerika, aber jetzt ist er in die Schweiz zurückgekehrt,
da hat er ein prächtiges Haus für sich eingerichtet. Benatzky hat wohl seine besonderen Gründe,
weshalb er nach Stockholm kommen will. Vielleicht will er Max Hansen treffen. Sie haben früher
zusammen gearbeitet und das mit großem Erfolg. Und da hat er nun eine neue Operette,
die ungespielt da liegt, mit einer Idealrolle für Max Hansen.“
Das war wirklich eine Kaskade von Neuigkeiten, die die rothaarige
Gutsbesitzerin von Lönö zu berichten
hatte. Und danach können wir verstehen, dass noch viele
andere große und wichtige Dinge beim
Besuch in der Schweiz erörtert worden sind.
Genug. Es hat sich Neues um Zarah Leander in Bewegung gesetzt –
die Frau mit der geheimnisvollen Vergangenheit,
über die so viel geschrieben wird und die so unendlich bezaubernd ist.
Bald können wir auf jeden Fall ihrem neuen Liederrepertoire im
schweizerischen Radio lauschen. Und können
die neutralen Schweizer Zarah erleben ohne schaden an
ihrer Seele zu nehmen, dann mag es wohl
auch dem schwedischen Publikum vergönnt sein,
nach Zarah-Platten im schwedischen
Radioprogramm zu rufen. Oder was sagt Direktor Hugo?
Bildunterschriften zu den beiden Fotos:
Foto links oben. Hier haben wir Zarah zu dem Zeitpunkt eingefangen, als Karl Gerhard seine große Erklärung
abgab, draußen in seinem Krähenschloß bei Saltsjöbaden. Karl Gerhard will alles wieder in Gang bringen,
aber da ist immer noch keiner, der sie auf einer schwedischen Bühne sehen mag. Wenn man will, kann man
versuchen, auf ein Zeichen hinzudeuten: den Rücken, der dem Chefredakteur des <Expressen>, C.A. Nykopp,
gehört, aber es lohnt sich vielleicht nicht.
Foto rechts unten. Wir sind offenbar gerade dabei, Zarah Leander an die Schweiz zu verlieren, nachdem
sich das Klima des Heimatlandes trotz mildernder Umstände nicht recht günstig für den großen Star gestaltet hat.
Und das ist schade-------

Die ersten Schallplattenaufnahmen nach 1945 fanden im Oktober 1947 in Genf statt:
Valse des souvenirs,Triste sérénade,Frag´ mich nicht, ob ich Dich liebe,Lass mich geh´n,
Mon rêve,J´écoute mon coeur,The man I love, Dirigent: Freddy Alberti.
Zarah Leander verbrachte mit ihren Kindern im Januar 1948 einige Tage
in St.Moritz, vor ihrer Tournee durch die Schweiz


Glückliche Mutter: Links Tochter Boel (1927), rechts Sohn Göran (1929)

Zarah Leander mit ihren Kindern in St. Moritz.

IDUN Stockholm Nr. 5/1948:





In der Zeitschrift Se Nr.43/1949 nahm Zarah Leander zu diesem Vorfall Stellung mit folgenden Worten:
Vor zwei Jahren war ich in Kopenhagen. Ich hatte ein Zimmer im Palace bestellt, einem der Hotels
am Rathausplatz. Meine Ankunft war jedoch irrtümlich für eine Woche später eingetragen worden.
Im Hotel war kein Zimmer aufzutreiben. Aber der Portier versprach, die Sache für mich zu regeln.
Während er damit beschäftigt war, ging ich ins Vestibül, um zu telefonieren. In dem Augenblick,
als ich aus der Telefonzelle trat, blendete mich ein Blitzlicht. Ich setzte mich auf ein Sofa. Da trat
ein kleiner Herr mit Kropfaugen an mich heran und stellte sich als Vertreter der Associated Press
vor. Er fragte, was ich in Kopenhagen vorhätte. Ich antwortete wahrheitsgetreu, es betreffe
Grammofonaufnahmen. Er fragte, ob ich in diesem Hotel wohnte. Ich antwortete, dass das
meine Absicht gewesen sei, erklärte das Missgeschick und sagte, wo ich wohnen würde,
sei noch nicht ganz klar.
Tags darauf stand es in allen Zeitungen der Welt:
„Zarah Leander von sämtlichen Kopenhagener Hotels abgewiesen.“
Sollte ich den Herrn mit den Kropfaugen noch einmal treffen, werde ich ihm ins Gesicht schlagen.


März 1948: Ankunft in Rom zu den Proben ihrer Tournee durch Italien


Die Proben beginnen, die Leander scheint noch etwas irritiert.

März 1948: Pressekonferenz in Rom.

Die Welt Hamburg März 1948

Pressekonferenz in Rom.









Diverse Pressekonferenzen während ihrer Italientournee 1948









