Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1946-52 - 11

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1946-52




  
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Glückliche Zarah als Brautmutter mit dem Vater ihres Schwiegersohnes
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Zarah Leanders Tochter Boel (Jahrgang 1927)  heiratet am 23. Juli 1949:
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Die Schwiegermütter Zarah und Inga 
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Zarah schmückt die Braut,   
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nach der Trauung eine Umarmung  
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                      Übersetzung des  schwedischenTextes aus der Zeitschrift Se Nr.43/1949:
ZARAH LEANDER tritt zum ersten Mal nach dreizehn Jahren auf einer schwedischen Bühne im Stadttheater von Malmö auf. Man braucht die beruhigende Umgebung von Lönö, um sich auf so einen Versuch zu konzentrieren. Aber sie hat gute Nerven.
              Z A R A H    P A C K T    A U S
    SE – Reportage zu Zarah Leanders Comeback von Rune Moberg und Paul Melander
        Sie sagt, dass sie sich nicht darum schert. Es kümmert sie nicht, dass man ihr sieben Jahre gestohlen hat. Aber ihre Stimme zittert, während sie die Namen derer nennt, die mit dabei waren und für den Boykott sorgten. Sie sagt, dass sie ihnen verziehen hat. Aber das hat sie nicht.
     Es gibt zwei Zarah Leander im Salon auf Lönö. Die Gastgeberin, die umhergeht und wie eine Majorin brüllt und die offenbar Millionen Meilen von der Zarah der Bühnen entfernt ist. Aber die gibt es dort auch. Es ist ihre Stimme, die den Raum füllt, wenn sich die Majorin beruhigt hat. Sie kommt aus dem Grammofon. Und da fällt einem ein, wie lange es schon her ist, dass man eine Zarah-Platte gehört hat.
     Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n . . .
     Ein ernster deutscher Walzer, dem Zarah Reiz und Glanz verleiht.
     Ja, auf der Grammofonplatte geschehen Wunder. Die Lieder sind voll von Wundern. Aber in Wirklichkeit sind sie nur spärlich vorhanden. Eine Brücke über sieben Jahre   -   das wäre ein Wunder. Eine Verschmelzung der Majorin auf Lönö (respekteinflößend und muskulös, den Kopf voll Strömlingsfischerei) mit der glänzenden Seiden-Zarah, die Erinnerungen an Filme und Revuen weckt   -   das wäre ein Wunder. Ein Rückwärtsschritt über sieben Jahre.
     Während Zarah singt, redet die Majorin.
     Wenn mich trübe Gedanken verfolgt haben, bin ich hinausgegangen, habe mich auf meine Treppe gesetzt, habe den Wald, den Boden und das Meer betrachtet und mir dabei gedacht, dass ich das schönste Fleckchen Erde besitze. Und das kann mir keiner wegnehmen. Verbittert? Nein, ich bin nicht verbittert.
  Aber eins will ich sagen: Hätte ich nicht mehr als nur meine normale weibliche Widerstandskraft gehabt, säße ich heute im Irrenhaus.
     Und wenn ich nicht andauernd ein starkes Gefühl gehabt hätte, dass es nicht das schwedische Volk ist, das mich hasst. Es scheint, als ob der Mann von der Straße trotz aller ehrgeiziger Propaganda die komplizierte Diskussion darüber nie wirklich verstanden hat, dass der Vertrag mit der UFA, unterzeichnet 1936   -   Jahr der Olympiade   -   verlängert 1939 und von mir gebrochen 1942, weil ich es nicht mehr aushielt   -   dass dieser Filmvertrag ein schlimmeres Verbrechen sein sollte als alle anderen schwedischen Verbindungen mit Deutschland während derselben Zeit.
     Zarah Leander   -   die einzige schwedische Kriegsverbrecherin, bestraft mit sieben Jahren Schweigen in ihrem Heimatland. Wir hören weiter zu:
     Die im Nachhinein Klugen sind an mich herangetreten: Du hattest doch auch ein Angebot aus Hollywood. Warum hast du das nicht stattdessen angenommen?
     Weil ich noch die Bindung an Schweden haben will. Weil ich meine Kinder in einer schwedischen Schule haben will, erzogen in schwedischer Umgebung.
     Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n . . .
     Die Stimme aus dem Grammofon hat einen tiefen, stillen Glanz. Die Stimme aus der Sofaecke wird eindringlicher.
     Gewiss konnte man in diesen Jahren Erbärmlichkeit aus der Nähe sehen. Auch die einfachste Geschichte wurde damals zu einem Skandal über mich aufgebauscht. Vor zwei Jahren war ich in Kopenhagen. Ich hatte ein Zimmer im Palace bestellt, einem der Hotels am Rathausplatz. Meine Ankunft war jedoch irrtümlich für eine Woche später eingetragen worden. Im Hotel war kein Zimmer aufzutreiben. Aber der Portier versprach, die Sache für mich zu regeln. Während er damit beschäftigt war, ging ich ins Vestibül, um zu telefonieren. In dem Augenblick, als ich aus der Telefonzelle trat, blendete mich ein Blitzlicht. Ich setzte mich auf ein Sofa. Da trat ein kleiner Herr mit Kropfaugen an mich heran und stellte sich als Vertreter der Associated Press vor. Er fragte, was ich in Kopenhagen vorhätte. Ich antwortete wahrheitsgetreu, es betreffe Grammofonaufnahmen. Er fragte, ob ich in diesem Hotel wohnte. Ich antwortete, dass das meine Absicht gewesen sei, erklärte das Missgeschick und sagte, wo ich wohnen würde, sei noch nicht ganz klar.
     Tags darauf stand es in allen Zeitungen der Welt:
     „Zarah Leander von sämtlichen Kopenhagener Hotels abgewiesen.“
     Sollte ich den Herrn mit den Kropfaugen noch einmal treffen, werde ich ihm ins Gesicht schlagen.
      Im Übrigen ist das nicht die Schuld der Dänen. Neulich hatten sie „Eine halbe Stunde mit Zarah Leander“ in ihrem Radioprogramm. Ganz zu schweigen von der BBC in London, die mein Hamburger Konzert übertrug. Das kam so gut an, dass es wiederholt wurde. Auch die Amerikaner haben meine Konzerte in Deutschland übertragen.
     Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n . . .
     Aber Wunder müssen natürlich ohne Übertreibung geschehen.
     Beim Schwedischen Rundfunkdienst geraten sie in Panik, wenn sie eine Platte mit dem Namen Zarah Leander erblicken. Sollen sie doch so weitermachen. Ich werde sie nicht stören.
     In Frankfurt wurde ich von achtzig Journalisten aus der ganzen Welt interviewt. Die deutschen Zeitungsleute sind wie Egel. Sie fragten:
     Ist es wahr, dass Frau Leander sich weigerte, für einen deutschen Juden ein Gnadengesuch zu schreiben?
     Ich antwortete: Meine Herren. Sie kriegen mein Leben, das meiner Mutter und meiner Kinder, alles, was ich besitze und habe, falls Sie beweisen können, dass ein einziges der schmutzigen Gerüchte über mich der Wahrheit entspricht. Ich habe niemals von diesem Gnadengesuch reden hören.
     Nun kommt alles darauf an, wie es in Malmö läuft, wo ich nach dreizehn Jahren zum ersten Mal in Schweden öffentlich auftrete. Film- und Konzertvertrag liegen in meiner Schreibtischlade. Ob ich sie unterschreiben werde oder nicht, das hängt vom Malmö-Konzert ab.
     Zarah gelang ihr Comeback.
     Die Musik wird leidenschaftlicher. Es wechseln Tonart und Ausdruck, der Takt schlägt um in schnellen Foxtrott. Da kann die Majorin auf Lönö nicht länger ruhig bleiben. Sie springt auf, stellt sich hinter einen hohen Goldlederstuhl, wirft den Kopf zurück, sodass das Haar wie ein schwerer, tiefroter Glorienschein steht und singt . . . mit dem alten Glanz, aber mit etwas Neuem im Timbre, singt mit dem Triumph der Verzweiflung in der Stimme:
     Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n, da werden alle Märchen wahr.
     Dort steht jetzt Zarah. Wo sind die sieben Jahre?
     Es können wohl doch Wunder geschehen.
 
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