Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1942-45 - 24

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1942-45




Die Zeitschrift Se berichtet: ZARAH KOMMT ZURÜCK

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Schweizer Illustrierte Zeitung am 2. August 1944:
 
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SE Sockholm Nr.35/1944, die Abrechnung beginnt mit der Schlagzeile:
 DIE EWIGE VERGANGENHEIT
und die Bildunterschrift lautet:
Paris-Bild 1940: Zarah schreibt Autogramme.(Es war aber 1941 und nicht 1940, als Paris besetzt wurde.)
"Paris völlig unverändert, der Unterschied war nur, dass die Touristen diesmal Uniformen trugen."
Zarah im schwedischen Rundfunk 1944
 
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Übersetzung des obigen Artikels:
Die ewige Vergangenheit
Zarah Leander wird ihr Comeback bei Karl Gerhard feiern . . . Zarah Leander ist nicht Nazi, sondern „politischer Idiot“. . . Zarah Leander wird nicht bei Karl Gerhard singen . . . Flüchtlingskreise beeinflussen Karl Gerhard . . . Karl Gerhard nimmt Rücksicht auf Nachbarländer . . .
Die Schlagzeilen erregen Aufsehen, und die Leute reden. In gewisser Hinsicht muss „Der Fall Zarah“ in einem weiteren Zusammenhang gesehen werden. Zarah vertritt die große Gruppe der Schweden, die im nazistischen Deutschland Geld verdienten und Abmachungen trafen, ohne über eventuelle unangenehme Folgen nachzudenken. In diesem Fall befindet sich Frau Leander nicht nur in demselben Boot wie unsere Geschäfts- und Industrieleute, sie hat noch dazu eine ähnliche ideologische Auffassung vom Damit-einverstanden-sein (vertreten durch die Männer aus dem Jahr 1940), der sie selbst den malerischen Namen „politische Idiotie“ gibt.
Zarah hat alles andere als einen schwachen Verstand - im Gegenteil. Sie ist eine geschickte, begabte und willensstarke Künstlerin. Sie machte in ihrem Beruf wirklich eine harte Schule durch und hatte manch  schwere Jahre, bevor sie sich langsam an die Spitze hocharbeitete. Es ist - im Hinblick auf ihre starke Zielstrebigkeit und ihren Ehrgeiz - logisch, dass sie Gelegenheiten nutzte, große Einnahmen zu erzielen, wo sie sich anboten. Dass die UFA besser zahlte als die schwedische Filmgesellschaft ist ebenfalls eine Tatsache.
Aber - es ist andererseits völlig undenkbar, dass ein Mensch mit Zarahs Verstand in der eigentlichen „Löwengrube“ (Berlin) wohnt, ohne allmählich zu begreifen, „worum es geht“. Ein normaler schwedischer Mensch mit gesundem Empfinden kann nicht Jahr für Jahr seine Augen vor dem widerwärtigen Schauspiel verschließen, das die Nazis in Szene setzten. Ein normaler schwedischer Mensch verkehrt nicht Jahr für Jahr mit Dr.Goebbels, lässt sich nicht mit der Clique ein, die Schwedens Nachbarvölker auf die grausamste und rücksichtsloseste Art und Weise terrorisiert, reist nicht in die besetzten Länder und lässt sich dort nicht von den Repräsentanten der Besatzer feiern. Ein schwedischer Mensch mit gesundem Empfinden schafft sich auch keine Häuser und Villen in den besetzten Ländern mit deutschem Geld an.
Normales menschliches Ehrgefühl verbietet es, auf diese Weise zu handeln. Nicht einmal, wenn man in erster Linie darauf aus ist, Geld zu verdienen und es im Zusammenhang damit praktisch findet, sich zur „politischen Idiotin“ zu erklären. Das ist keine Entschuldigung. Jeder Mensch, dem die Gabe gewährt wurde, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und der menschlich sein will - muss auf die Methoden des Nazismus reagieren. Als Schwede tut man das umso stärker, wenn damit begonnen wird, diese Methoden bei unseren Nachbarvölkern anzuwenden und uns selbst zu bedrohen. Zarah hat nicht reagiert. Jedenfalls hat sie nicht offen gewagt, aus einer solchen eventuellen Reaktion die Konsequenzen zu ziehen.
Zarah Leander hat indessen  ihre einmal gefasste Meinung beibehalten, die im besten Fall so ausgelegt werden könnte: „Die Nazis mögen Strolche sein oder nicht, solange sie gut zahlen, kümmere ich mich nicht darum“. In direkter Übereinstimmung damit liegt auch ihr Annehmen von Karl Gerhards Angebot, auf dessen Revuebühne zu stehen. Nazi-Deutschland war nahe daran zusammenzustürzen, Babelsberg schloss seine Ateliers, und der Vertrag in Berlin lief ab. Lönö war ruhiger. Das war gute und geschickte Spekulation, durchaus Zarahs klugem Verstand entsprechend. Sie ist keine „Geschäftsidiotin“. So erhielt sie eine Chance für ein schwedisches Comeback. Sie ist Künstlerin und brennt vor Sehnsucht nach der Rückkehr auf die Bühne. Sie ergriff die Chance. Darüber ist nichts zu sagen - aus ihrem Gesichtswinkel.
Wir anderen, die ihr Auftreten in Beziehung zu Dr.Goebbels und Co. nicht begriffen haben, zeigen Verständnis dafür, dass sie wieder auf eine schwedische Bühne will. Wir können dann selbst wählen, ob wir sie akzeptieren wollen oder nicht.
Es ist ebenfalls schwer zu verstehen, dass Karl Gerhard - der in seinen Tagespresse-Plaudereien dafür eintrat, deutsche Künstler zu boykottieren und unschlüssig war, einem Furtwängler und einem Gieseking die Möglichkeiten zu verweigern, von einer schwedischen Bühne aus ihre Talente zu zeigen - nun plötzlich Zarah Leander anerkannte. Diese Handlungsweise kann vielleicht mit größerem Recht mit der abgedroschenen Redewendung von „politischer Idiotie“ bezeichnet werden als die Handlung Zarahs.
Die Geschichten über Zarah und Karl Gerhard haben jedoch eine tiefere Bedeutung. Sie geben Anlass, uns auch einmal darauf zu besinnen, wie leicht es Menschen fällt, sich Wirtschaftslagen anzupassen. Zu Kriegsbeginn war Hitler mächtig und reich und in den Augen mancher Schweden der richtige Mann, aber jetzt, wo sein Sturz droht, da wird man selbst plötzlich gehässig oder „politisch idiotisch“ oder - und das ist genau so schlimm - großzügig vergesslich.
Die Verharmlosung des Vergangenen ist wenig erbaulich. Denn auch in diesem Fall müssen wir uns daran erinnern, dass keiner seinen Taten entfliehen kann. Auch nicht Zarah Leander, die 1940 zwischen den Besatzungssoldaten fotografiert wurde. Aber auch nicht Karl Gerhard, der im vergangenen Jahr die Ächtung aller Künstler predigte, die mit den Nazis zusammengearbeitet haben.
 
Dazu Zarah Leander in ihren Memoiren:
 „Die Nachricht von der geplanten Revue im Spiegel der Presse: Einer der Lunchgäste im Krähenschloss ist Carl–Adam Nycop,Chefredakteur der Illustrierten „SE“ Dort schreibt er (unter anderem):
 <Ein normaler Schwede, der seine fünf Sinne zusammen hat, kann nicht Jahr für Jahr die Augen vor dem von den Nazis inszenierten widerlichen Schauspiel verschließen. Ein normaler schwedischer Mensch verkehrt nicht Jahr für Jahr mit Doktor Goebbels, lässt sich mit einer Clique ein, die unsere Nachbarvölker auf das grausamste und rücksichtsloseste tyrannisiert hat, macht keine Reisen in die besetzten Länder und lässt sich dort nicht von den Vertretern der Besatzungsmacht huldigen. Ein halbwegs normaler Mensch kauft sich auch keine Villen und Häuser in den besetzten Ländern mit deutschem Geld. Normales Anstandsgefühl verbietet es, auf diese Art zu handeln. Nicht einmal, wenn man in erster Linie darauf aus ist, Geld zu verdienen, und es dabei praktisch findet, sich als einen politischen Idioten hinzustellen und sich damit zu entschuldigen. Das ist keine Entschuldigung.>
Um zunächst die simpelsten Schmähungen und die dümmsten Lügen zu widerlegen: Es war Conrad Pineus, der mich als „politischen Idioten“ bezeichnete, ich selber tue es erstmalig in diesem Buch. Ich entschuldige mich nicht mit solchen Ausdrücken, ich bin eine politische Idiotin. Ich habe in den besetzten Ländern niemals Villen oder Häuser besessen. Ich habe ein Haus in Schweden. In Berlin hatte ich in all den Jahren Wohnungen gemietet. Irgendwo musste ich ja wohnen. Ich habe mich in den besetzten Ländern niemals „von den Vertretern der Besatzungsmacht feiern lassen.“ Woran sich Nycop jahrelang wie eine Bulldogge festgebissen und was er für ein fotografisches Dokument gehalten hat, ist ein Standfoto aus dem Film „Die große Liebe“ (1942). Auf diesem Bild stehe ich am Flügel und singe vor Deutschen in Uniform. Diese Szene wurde im Atelier Nr.2 der UFA in Babelsberg gedreht. Im Film bin ich eine dänische (!), mit einem deutschen Offizier verheiratete Chansonnette. Der Film soll rein menschliche Probleme schildern, wie sie im Krieg   entstehen und ja auch viele Kriegsehen betroffen haben: Er ist eingezogen und hat Urlaub, sie ist berufstätig und viel unterwegs. Dadurch entstehen Misshelligkeiten. (….) Die Möglichkeiten sich über „das von den Nazis inszenierte widerliche Schauspiel“ informiert zu halten, waren in einer Zeitungsredaktion in Stockholm vermutlich größer als in den Filmateliers in Berlin oder überhaupt in Deutschland.“
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IM HERBSTSONNENGLANZ
wird das erste öffentliche Auftreten der Leander nach Kriegsende bei einer Premiere in Stockholm überschrieben
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Übersetzung des obigen Textes: 
"Die Leander" war bei der Wallypremiere der "Fledermaus" eine glänzende Erscheinung, als sie in einem fußlangen Hermelinpelz dahinschritt, das funkelnde kupferrote Haar, dem Ereignis entsprechend, zu einer neu gestalteten Galafrisur hochgesteckt. Von den Premierenfrisuren sämtlicher Damen erhielt ihre "Hahnenfrisur" Lob und verursachte noch nach Tagen diesbezügliche Bemerkungen in der Presse.
 
Filmjournalen Schweden Nr. 40/1945: 
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