A R C H I V 1930-36 - 6
Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1930-36




Zarah Leander über Zarah Leander
Ich mag Operette nicht und spiele am liebsten Revue.
Ich tue das deshalb, weil ich gern die "Witwe" machen will.

Der Künstler Einar Forseth war eine Zeitlang draußen in Rasunda während der
Aufnahme von "Der falsche Millionär". Das hier ist sein BIld von Zarah.

Hanna Glawari steht siegesbewusst lächelnd mit Rosen in den Armen mitten auf der Bühne und nimmt den donnernden Applaus entgegen, während der Vorhang aus Papierschlangen nach der 51. Vorstellung der "Witwe" im Konzerthaustheater spielend weich zu Boden flattert. Aber als sie nach dem letzten Hervorruf in den Kulissen auf uns zukommt, ahnt man im Lächeln eine gewisse Nervosität.
"Sie sahen während des Walzers mit Danilo konsterniert aus. Woran dachten Sie?"
"Ich fragte mich, wie es Zarah, die heute Abend Tonfilmpremiere im Palladium hat, ergehen würde", antwortet die Primadonna und zieht uns mit sanfter Gewalt durch den langen Bühnengang in ihre Garderobe. Sie legt ihre Rosen auf den Tisch, lässt sich vor dem Spiegel nieder, trägt Vaselin für Kinder auf und entfernt mit einem Schminktuch ganz plötzlich Hanna Glawari aus der Physiognomie. Frau Zarah Leander sitzt vor uns..
"Wie fühlen Sie sich?"
"Als was . . .?"
"Die neugebackene Tonfilmprimadonna zu sein."
"Ich habe immer noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Es ist übrigens wohl am besten, damit zu warten, bis ich morgen die Besprechungen gelesen habe. Aber ich hoffe im Innersten auf ein mildes und nachsichtiges Urteil, ich bin ja noch ein Kind."
"Und das ist die erste Reise?"
"Ja! Ich habe mich zwar früher mit Herrn Dante als Komplizen eines kleinen unbedeutenden Vergehens schuldig gemacht, aber das war mehr so nebenbei, und der Verstoß wurde glücklicherweise nie entdeckt. Aber diesmal lerne ich, dass ich mich nicht herauswinden kann. Die Absicht ist offensichtlich und die Tat, zu der ich mich hergegeben habe, überlegt. Ich bin fest entschlossen und warte mein Urteil ab.
"Und dann führt der Weg vielleicht nach Amerika?
"Nein, ich bin in nächster Zeit an den Abenden noch damit beschäftigt, Tango und Walzer mit Graf Danilo zu tanzen, der ein charmanter Kavalier und ein vorzüglicher Tänzer ist."
"Und danach?"
"Karl Gerhard hat damit gedroht, eine Neujahrsrevue zu schreiben, und da wird sicherlich eine kleine Rolle für mich übrig bleiben."
"Sie geben also die Operette auf?"
"Ich hätte in <Meine Schwester und ich> spielen sollen, das nach dem Köpenickhauptmann ins Vasa kommt. Aber aufrichtig gesagt, habe ich eine gewisse Abneigung gegen Operette und deshalb hat der Chef mir versprochen, dass ich es nicht machen muss. Ich spiele am liebsten Revue. Zu dieser Kunstart kann man überdies wohl zunächst die modernisierte <Witwe> rechnen."
"Und Ihre Freizeit ?"
"Ich nehme sie mir. Ich ziehe mich zu Hause mit irgendeinem Buch in einen stillen Winkel zurück. Oder ich setze mich ans Klavier. An Nachmittagen spiele ich Melodien aus der <Witwe> für meine zwei Kinder, die zu klein sind, um ins Theater zu kommen und sie zu hören. Und wenn ich allein und sicher bin, dass niemand lauscht, spiele ich Tschaikowsky."
"Und Ihr Lieblingssport ?"
"Ich habe keinen !"
"Aber ein kleiner Spaziergang dann und wann und etwas frische Luft . . ."
"Ich verabscheue Spaziergänge, und wenn ich frische Luft haben will, öffne ich das Fenster."
"Welchen Filmkünstler schätzt Frau Leander am höchsten ein?"
"Greta Garbo halte ich immer noch für unerreicht."
"Und Marlene Dietrich?"
"Sie hat zu viele Kniffe. Und Kniffe sind nicht Kunst."
Frau Zarah, die während unseres kleinen Gesprächs die glitzernden Schmuckstücke Hanna Glawaris abgenommen und in ein kleines Silberkästchen auf dem Schminktisch eingeschlossen hat, ist nun bereit für intimere Toilettenaufgaben, also erhebe ich mich, um zu gehen. In der Tür habe ich noch genug Zeit für eine letzte Frage.
"Hatten Sie nicht irgendein Vorbild für Ihre Hanna Glawari? Haben Sie in der Zeit vielleicht einmal gesehen . . :"
"Nein, sie sah ich nie, ich war damals noch nicht geboren."
Folke Palm



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