Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1930-36 - 15

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1930-36




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 Filmjournalen Nr. 5/1935:
 
Rund um Zarah
 
"Zarah wird interessant sein", schreibt Karl Gerhard über sie
und verspricht einen geistreichen Film.
 
 
   "Menschen", sagt Lorens Marmstedt, der zuletzt 'Pettersson-Sverige' auf die Leinwand gebracht hat,
"das heißt, dass jetzt auch schwedischer Film über Menschen gemacht wird, dass man sich jetzt für
das Menschliche, das Echte, das Wahre engagiert. Die Technik ist nicht mehr so wichtig. Ausländer, 
wie Capra und Forst, zeigen den Weg. Ihre Filme haben Herz, ihre Form ist schlicht. So sagt man, und
so macht man volkstümlichen schwedischen Film, wo einem die Herzlichkeit zum Hals heraushängt.
Aber es gibt doch andere Menschen in diesem Land; Menschen, die in einer anderen Sprache als
der des Volkslustspiels reden, die auf ander Weise denken, empfinden und leben. Ich glaube, es
müsste interessant sein, einen Film über solche Menschen und für solche Menschen zu machen. Er
wäre ja auch menschlich und echt."
   Am Ende hat M-Film, Lorens Marmstedts neu gebildete Gesellschaft, Zarah Leander, Karl Gerhard
und Ragnar Hyltén-Cavallius engagiert. Einige zur Zeit geplante Aufnahmen gefallen noch nicht. Leute
mit Geist, Eleganz und Kultur arbeiten daran. Alle drei Herren feilen am Manuskript, das von Karl Gerhard
geschrieben wurde, der noch dazu mitspielt. Hyltén-Cavallius wird Regie führen. Im Mittelpunkt des
noch nicht vollzähligen Ensembles steht – natürlich - Zarah. Nach sorgfältigen Vorbereitungen beginnen
die Aufnahmen Mitte Mai. Wo die Dreharbeiten im Einzelnen stattfinden werden, ist nicht entschieden.
   M-Film startet nicht mit Pauken und Trompeten. Von seinen Plänen wird nicht viel Aufhebens gemacht. 
Man inseriert nur eine Produktion, den Zarah-Film. Aber natürlich denkt man ans Fortsetzen, falls der Start
glückt. Und sicher will man gern die Einheit der mitwirkenden Kräfte bewahren, auf deren Bildung man
besonderen Wert gelegt hat.
   Es wird ein Film mit Zarah und ein Film um Zarah sein. Auf der Bühne ist sie Primadonna – sie soll es
auch auf der Leinwand bleiben. Man hat ihre Filme früher gesehen, aber sie war da nicht entsprechend
platziert. Seitdem ist ihr Ruhm gewachsen. Man fordert nun einen Zarah-Film, in erster Linie eine dem
Star gemäße Rolle, die aber dem Talent und dem Format entspricht. Frau Leander verfolgt die Aufgabe,
die sie erwartet, mit sehr großem Interesse, aber, so erklärt es Marmstedt, sie ist auch ein bisschen
ängstlich, ein wenig besorgt um ihre Fähigkeit, die Erwartungen zu erfüllen. Für sein Teil ist der
Produktionsleiter gelassen. Er saß im Parkett des Oscar-Theaters und sah Zarah mit den Augen des
Filmkritikers als "Eine Frau, die weiß, was sie will" und er fand, dass sie ganz einfach drehen sollte –
nuanciert, mit kleinen Mitteln und auch in stummen Szenen lebendig. Und vor den Dreharbeiten lässt
man den Regisseur und den Fotografen absichtlich damit beginnen, Frau Leander sorgfältig als
Kameraobjekt zu studieren. Man überlegt, dass aus diesem ausdrucksvollen Gesicht viel zu machen
wäre und man will die Möglichkeiten nicht versäumen. "Aber sie wird nicht schön, sie wird interessant
sein", erklärt Marmstedt seine Absichten, vielleicht im Hinblick auf die Hepburn.
   Zarah Leander wird eine verheiratete Frau spielen, die mehrere Ehen hinter sich hat; sie wird aber
keine oberflächliche, flatterhafte Dame von Welt sein, sondern eine Frau ,mit deren Beruf man gerne
ein einigermaßen entwickeltes Gefühlsleben verbinden will. Sie ist nämlich eine gefeierte Künstlerin,
eine Modebildhauerin (hoffen wir, dass wir Frau Leanders begnadete Hände beim Arbeiten mit Ton in
Großaufnahme zu sehen kriegen). Sie befindet sich in ihrer vierten Ehe. Der erste Ehemann war
Hauptredakteur, der zweite Minister, der dritte Schriftsteller oder Advokat – das ist nicht völlig klar. Auf
jeden Fall muss er ein Kerl sein, der das Talent besitzt, über alle Erscheinungen des Lebens geistreich
zu sprechen, am meisten über die Liebe. Die Rolle wird Karl Gerhard selbst spielen. Keiner kann seine
witzigen Sinnsprüche so wirkungsvoll hersagen wie er selbst. Manche Bosheiten erhalten einen aktuellen
Stempel – ach, es gibt vieles in diesem Land und in diesen Zeiten, was man mit einer liebenswürdigen
Satire streifen könnte. Der vierte Mann endlich ist ebenso wie die Ehefrau Bildhauer, aber nicht gleich
begabt, ein recht unbedeutender Mann. Ihr Beisammensein wird auch durch einen Mann von anderem
Typ als alle Vorangehenden verwirrt, einem jungen Bauernsohn. Wird dadurch auch die vierte Ehe
zerstört und der fünften der Vorzug gegeben? Nein, das geschieht nicht. Die Begründung liegt im
psychologisch ernst gemeinten Sinn des Films. Der zeigt sich hinter dem letzten Witz.
   "Die Zusammenarbeit von Karl Gerhard und Hyltén-Cavallius zu beobachten, ist reine Freude", versichert
der Produktionsleiter von M-Film. "Sie begegnen einander auf halbem Weg. Sie haben die gleiche
Einfühlsamkeit, die gleiche Anschauungsweise. Wenn der eine einen Einfall hat, schmückt ihn der andere
spielerisch und erfinderisch weiter aus. Karl Gerhard ist Meister des Dialogs. Cavallius besitzt eine herrliche Filmfantasie.
Er spielt mit Einfällen. Alternativen schließt er aus. Man findet sie alle zusammen großartig.
Plötzlich hört man von ihm: 'Nein, halt, das ist falsch, so muss es sein.' Und so verwirft er großzügigst ein
Dutzend Ideen für eine dreizehnte Idee. Ich glaube, wir können eine Sache versprechen:
dass der Zarah-Film geistreich wird."
   Es wäre noch hinzuzufügen, dass wir selbst für die Zeitung eine Bildreportage wollen: Zarah, Cavallius und Marmstedt lesen gemeinsam
daheim bei Frau Leander aus dem Manuskript, was vielversprechend ausschaut.
Es kommt nicht oft vor, dass sich drei so elegante und geistig so rege Menschen gemeinsam mit einem schwedischen Film beschäftigen.
Karl Gerhard war jedoch nicht mit dabei. Er ist derzeit in Göteborg. Momentan wurde auch das
Trio getrennt: Zarah ist auf Tournee gegangen. Die Arbeit ist gerade jetzt ein wenig gespalten
– Cavallius hat ja auch seine Opernregie. Das ist so mit begabten Leuten. Sie werden vielerorts gebraucht.
Aber im Mai wird das Manuskript mit dem letzten Schliff versehen, gut durchdacht und perfekt sein. Das
versichert Lorens Marmstedt, der sich damit dem vortrefflichen Grundsatz anschließt, dass die Qualität
eines Films hinterm Schreibtisch bestimmt wird.
 
Text zu den beiden Bildern auf Seite 1:
Zarah Leander geht den Text eines Manuskripts durch, zusammen mit Ragnar Hyltén-Cavallius und Lorenz Marmstedt.
Seite 2, rechts oben:
Zarah ist an der Aufgabe interessiert – aber auch ein bisschen ängstlich.
 Bevor Zarah von Stockholm abfuhr, wurde gleich wieder lebhaft mit dem Produktionsleiter und dem Regisseur diskutiert.
  
  
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 Zarah Leander hat einen finnischen Orden erhalten und hat als Filmprimadonna Erfolg in "Ehespiele"
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