Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1930-36 - 24

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1930-36




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Filmjournalen Schweden Nr. 51/1936:
 
Wien verlässt sich auf die prachtvolle Zarah
 
Zarahs erster großer Filmtag in Wien …. Gleichzeitig ein bemerkenswerter Tag für die Studios am Rosenhügel. Man dreht umfangreichere Szenen als je zuvor. <Premiere>
entwickelt sich zu einem prachtvollen Revuefilm.
 
Noch am Morgen wird im Studio gehämmert und gemalt. Die Handlung verlangt eine Revuebühne, dreimal so groß wie die Bühne der Stockholmer Oper. Man putzt nun das Studio ein letztes Mal. Der riesige Fußboden wird zum fünfzigsten Mal von einem Heer von Putzfrauen gereinigt.
„Hier sehn Sie die größte Aufstellung, die jemals für eine europäische Aufnahme gemacht wurde“ erklärt der dafür zuständige Architekt voller Stolz. Die Anordnung ist auch schön - – eine Symphonie in Schwarz und Weiß – weißgekleidete Ballettmädchen gegen schwarzen Hintergrund und schwarze Fräcke gegen schillernden weißen Rundhorizont.
In dem Labyrinth von schmalen Ausgängen und verwinkelten Treppen – unsichtbar für die Kamera – suchen wir nach einer Möglichkeit, wie die hundertköpfige tanzende Menge, gleichsam aus dem Nichts kommend, sich rasch vorwärts bewegen und wieder verschwinden kann.
Eine riesige Treppe steigt vom Fußboden zur Decke im Hintergrund auf. Ein prächtiger Weg für Zarah, in einsamer Majestät einher zu schreiten. Die Treppenstufen sind mit glänzendem weißem Wachstuch, der Fußboden ist mit Spiegelglas ausgekleidet. Alle Techniker haben ihre Schuhe mit weichen Wolltüchern umwickelt, um die empfindlichen Flächen nicht zu zerkratzen. Sie schauen mit ihren klumpigen Füßen seltsam unbeholfen aus. Mehrere Fabriken müssen sich über die Wachstuchlieferungen einigen, so mancher Meter ist schon draufgegangen. Alles in allem kostet die Aufstellung sechzigtausend Kronen. Man verlässt sich auf Zarah---
Das Filmjournal hat den Hauptinhalt von <Premiere> schon geschildert. Wir wissen, dass es sich um eine Kriminalgeschichte im Revuemilieu dreht. Kurz nach Beginn der Premiere fällt ein Schuss: Ein Mord ist begannen worden. Während auf der Bühne Sketche und Ballette einander ablösen und Melodie über ein nichts Böses ahnendes Parkett dahinströmt, betreiben Kriminalbeamte ihre Nachforschungen. Künstler aus allen Bereichen müssen sich zwischen
ihren Auftritten einem Verhör unterziehen. Ein Liebesdrama hinter den Kulissen wird geklärt.
Man hofft, dass der Film bis Jahresende fertig gedreht ist. Dann folgt die Schneidearbeit. Die Premiere von <Premiere> wird nicht auf sich warten lassen. Und in Berlin wartet die UFA auf Frau Leander.
Nun sitzt Geza von Bolvary – blauschwarzes Haar, temperamentvoll, mit Bandagen um die Füße – im Regiestuhl oben auf dem leicht gleitenden Kamerawagen. Und peng! Die ganze festliche Bühne wird von hunderten Herren im Frack und deren Partnerinnen – süßen kleinen Wiener Mädchen in weiß – überschwemmt. Ihr Ballettmeister ist Floyd du Pont, der so manches Jahr Rolfs Ballett drillte. Er freut sich nach wie vor des Lebens, ist tanzlustig und leichtsinnig. Obwohl kugelrund, führt er seiner Tanztruppe die Stufenleiter der Gelenkigkeit vor und versichert, dass er 30 Kilo abgenommen hat, seit er das schwedische Büfett meidet.
Auf dem obersten Treppenabsatz steht plötzlich Zarah. Von allen Anwesenden steigt ein Raunen der Bewunderung auf – ein nicht vorhergesehener Luftzug, vom Mikrofon gierig angesaugt. Der Schlager beginnt:
„Ich war vielleicht noch nie verliebt.“
Zarah im krinolinenartigen Stielkleid, schreitet in all ihrer Würde und in ihrem Glanz die Treppe herab: Der Rock wogt, schwarz und stahl glänzend gestreift, ein eleganter Rand um das gewagte Dekolleté, und die unsichtbaren gestärkten Volants des Kleides knistern mit metallischen Klang.
Die Stimme ist dunkel und volltönend. Das Lied, in Verbindung mit der äußeren Erscheinung, macht einen grandiosen Eindruck. Man merkt deutlich, dass die Zuhörerschaft ( die paradierende Balletttruppe, der Regisseur mit Stab hinter der Kamera und die wenigen anwesenden Gäste ) den schwedischen Star mit Begeisterung begrüßt.
Zarah schreitet Schritt für Schritt durch die Straße von Herren im Frack herunter, die ihr die Hände entgegenstrecken und sich in ihrer Spur vor ihr verneigen. Das wirkt bei der geschlossenen Massenbewegung höchst eindrucksvoll.
Am Fuß der Treppe wartet Zarahs Partner – Karl Martell. Er trägt einen berühmten Namen aus Europas mittelalterlicher Geschichte, aber er selbst ist noch ein unbekannter Schauspieler.
Unbekannt – aber stattlich und viel versprechend. Er empfängt die wunderschöne Stockholmerin mit höflicher Geste. Karl und Zarah schweben Walzer tanzend über den Spiegelboden. Auf ein Zeichen füllt sich die Treppe über ihnen mit einer Kaskade von weißgekleideten Mädchen – eine schäumende Springflut, die von schwarzem Wellenbrecher der Fräcke zurückgeworfen wird. Floyd de Pont hat sich selbst übertroffen.
Zarah macht Pause. Nach ihrer anstrengenden und glanzvollen Leistung verdient sie eine Weile Ruhe. Sie setzt sich ganz einfach in einen Treppenwinkel. Sie hat sich leicht sonnengebräunt geschminkt. Die Augenlieder grün, und zurzeit hat sie sich neue Wimpern in einem dunkeln Lila zugelegt, die sie uns mit sichtlichem Stolz zeigt. Für das Schminken hat sie zwei Stunden gebraucht, eine nette Einleitung des Tagesprogramms, das um sieben Uhr am Morgen beginnt und mit <Axel an der Himmelstür> abschließt.
Zarah rafft ihren Riesenrock zusammen, so wie ein Vogel seine Flügel faltet, hängt sich einen richtig schwedischen Ulster ( Herrenmantel ) um und lehnt sich halb erschöpft an die Wand. Ringsherum lagern Ballettmädchen und warten auf die neue Wiederholung. Manche von ihnen sind englischsprachig, und ob es nun auf den starken irischen Einschlag zurückzuführen ist oder darauf, dass Zarah bereits Schule gemacht hat – Tatsche ist: Ein Widerschein der Tizianlocken von „der Leander“ leuchtet überall aus dem Mädchenhaufen
heraus. Die Augen der Mädchen hängen hingebungsvoll bewundernd an Zarah. Man versteht, dass sie für sie das Zukunftsideal verkörpert, von dem sie alle träumen.
  
Bildunterschriften zur 1. Seite
 
Links oben: Zarah posiert für Wien-Fotograf
Rechts oben: Eine Gruppe wartender Ballettmädchen in luftigen Kleidchen
Mitte rechts: Es entstand ein Raunen, als sich Zarah in ihrer ersten großen Szene zeigte
Links unten: Zarah schreitet die Riesentreppe herunter, umgeben von unzähligen Herren im Frack. Im Vordergrund steht breitbeinig der Ballettmeister Floyd du Pont
 
Bildunterschriften zur 2. Seite
 
Text zu allen drei Bildern unter dem größten Bild:
Zarah vor der Kamera mit ihrem Partner Karl Martell, darüber hockt Regisseur Geza
von Bolvary
zu links unten. Zarah in ihrem eleganten Kleid, verziert mit lauter schmalen schwarzen
Spitzen
zu rechts unten: Man ist um den feinen Spiegelboden so besorgt, dass alle Socken an den Füßen haben. Ballettmeister du Pont mit Pfeife im Mund
 
 
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30b239a Programmheft  aus Frankreich
 
 
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