Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1930-36 - 26

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1930-36




  
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VECKO REVYN Schweden Nr.48 November 1936:
 
Wird ZARAH gegen GARBO ausgespielt? 
 
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 Glücklich wieder vereinigt: die auf dem Kontinent berühmte
Zarah Leander mit ihren nach tirolerischer Art gekleideten Kindern
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 Filmwelt Berlin, 15. November 1936: 
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30b264a  ZARAH LEANDER HEIM NACH STOCKHOLM IM DEZEMBER 1936
ZARAH LEANDER HEIM NACH STOCKHOLM 
"Ich habe Heimweh",  sagt Zarah Leander, die von Svensk Damtidning
während ihrer Arbeit an ihrem Film und an einem der letzten Abende
im Theater an der Wien befragt wurde.
30b264b  ZARAH LEANDER HEIM NACH STOCKHOLM IM DEZEMBER 1936
Deutsche Übersetzung des obigen Artikels:

   Steigt man auf dem Schwarzenbergplatz in Wien in ein Taxi, dauert es ungefähr zehn Minuten, ehe man vor einem großen weißen Gebäudekomplex steht. Es sind Filmateliers der Tobis –Sascha auf dem Rosenhügel. Die Gruppe kleiner Jungen davor ist bemerkenswert groß; man steht mit den schwarzen Wachstuchbogen in der Hand bereit. Umsonst versucht man, in die große Halle hineinzuschauen. Umsonst --- denn die Türen sind für Außenstehende unerbittlich geschlossen, wenn man hier draußen recht vornehmen Starbesuch hat --- wenn Paula Wessely und Jan Kiepura filmen oder . . . Zarah Leander, die man heute hinzufügen kann.

     Unsere Landsmännin oder vielmehr unsere Zarah wirkt hier in ihrem ersten ausländischen Film mit und man bewacht die Türen streng. Keine Journalisten . . . keine.

     Eine Stunde später gehen wir immerhin drinnen im großen Filmatelier umher, wo man gerade einen riesengroßen Spiegelfußboden aufbaut. (Der Preis, flüstert der geschickte Architekt, ist 22.000 Schilling. Mein Stolz in diesem Film ist dieser Fußboden, flüstert er weiter. Es war meine Idee. Es gibt Zarah den wahren Glanz, denn sie ist . . . ) Länger schaffte es der gute Architekt nicht. Denn nun trat der Star ein. Das ist unsere Zarah, dachten wir und waren stolz auf uns. Unter den vielen Statisten (bemerkenswert groß sind die männlichen, aber man hat angeblich die größten ausgesucht, die man in Wien finden konnte) entstand ein Raunen, als sie eintrat. Und es ist echtes Raunen, das sie liefern, wenn dann die Kameras zu drehen beginnen und sie im Film eintritt, denn sie ist wirklich „fabelhaft“, wie das kleine Ballettmädchen sagte, das da mit seiner Kaffeetasse in der Ecke stand.

     „Die Dreharbeit an diesem Film wurde immer wieder verschoben“, erzählt Zarah Leander nachher, als Svensk Damtidnings Mitarbeiter eine Stunde später in ihrer Garderobe sitzt. Nur einige Minuten hat sie frei und das Interview wird am Abend im Theater fortgesetzt. Man arbeitet intensiv und versucht, den Film bis Weihnachten fertigzubringen; sowohl Zarah als auch der Gloria-Film ist es so am liebsten.

     Der Film hat den Titel „Premiere“, ein ausgezeichneter Titel für einen Leander-Film, wie es hier heißt. Über die Handlung will Zarah nichts verraten und das will übrigens niemand, denn es dreht sich um ein Kriminalrätsel. Und so eines löst man doch nicht im Voraus auf. Aber war man unfein genug, ein wenig verstohlen einen Blick ins Manuskript zu werfen, konnte man lesen, dass es sich fast den ganzen Film hindurch um ein Theater dreht. Auf der Bühne und in den Logen, auf den Korridoren und hinter den Kulissen, hier ist Zarah großer Star --- hier geschieht ein Mord . . . nein, wir wollen nicht mehr sagen. Man hat auf dem Rosenhügel hier draußen eine Theaterbühne aufgebaut, die tatsächlich so groß ist wie eine übliche Bühne, zumindest wie die im Theater an der Wien und das ist wirklich nicht leicht. Inmitten des Ganzen geht der Regisseur von Bolvary, Österreichs bedeutendster Regisseur und in Schweden aktuell durch seinen letzten Film „Ernte“, in dem Paula Wessely die Hauptrolle spielt. Dieses Mal ist es Zarah Leander. „Zwei verschiedene Typen, aber beide große Persönlichkeiten. Eine großartige Schauspielerin“, sagt er und geht weg zum Kamerawagen, um einen Auftritt zu wiederholen, bei dem die Kamera nahe vor Zarah Leander 30 m fährt. Zarahs rotes Haar leuchtet schön im Vergleich mit dem Brokatkleid.

     Eine Stunde später geht es in rasender Fahrt hinein nach Wien zum Theater, das wartet. Man ist spät dran und muss sich beeilen. Zarah Leander hat nämlich ihren bald weltbekannten Auftritt schon in der ersten Szene, in weißem Kleid in griechischem Stil. Es schaut nach einem Plan aus, dass sie ausgerechnet einen Filmstar spielt, dessen Eintrittslied lautet: „Kinostar, du Sehnsucht tausender Mädel . . .“

     Zarah Leander erzählt, dass sie nun endlich wieder nach Schweden heimfahren kann. Am 20. setzt sie sich in den Zug und am 22. ist sie in Stockholm. Vor dem Theater vermisst man des Ehemanns La Salle mit den schwedischen Wimpeln. Er ist nämlich nach Hause vorausgefahren.

     „Wird es keinen längeren Aufenthalt in Stockholm geben?“

     „Das kommt ganz und gar auf den Film an. Wir rechnen damit, vor Weihnachten fertig zu sein. Aber man weiß nicht, ob es sich machen lässt. Werden wir es schaffen, bleibe ich ab Januar größernteils zu Hause.“

    „Um `Axel an der Himmelstür´ zu spielen?“

     „Nein, um Jol und Boel, meine Kinder, zu treffen, um Weihnachten zu feiern und um auszuruhen. Die letzte Zeit war anstrengend. Ein fremdes Land, Theater und Film. Aber schreiben Sie auf, dass ich glücklich bin und dankbar allen hier. Dem Autor und Komponisten, dem Regisseur und dem Direktor und vielleicht am meisten Max Hansen, der mich hierher gebracht hat.

     „Und dann fährt Frau Leander nach Berlin?“

     „Ja, und zur Ufa, um drei Filme zu machen.“

     „Man sagt, dass die Gage so fantastisch ist. Darf man fragen . . .“

     „Nein, das darf man nicht! . . . Ich sehne mich nach Hause und muss vieles erledigen. Wir haben eine Villa im Grunewald draußen vor Berlin gemietet und die Kinder kommen mit, weil sie dort zur Schule gehen.“

     „Hollywood soll ein Angebot gemacht haben?“

     „Ja, aber ich will jetzt nicht nach Hollywood. Ich denke nur an eine Angelegenheit, meine Filme bei der Ufa. Man will, dass ich das Theaterspielen hier in Wien fortsetze, sogar am Burgtheater. Aber damit muss ich warten. Eine Sache nach der anderen. Vielleicht spiele ich so nach und nach zu Hause Theater, was sich wahrscheinlich verzögert. Ich habe Angst vor der Kritik.“

     Und Zarah geht in ihrem herrlichen Goldlamekleid auf die Bühne. Sie ist der Filmstar Gloria in dem Stück. Als die Eisentür der Bühne hinter uns zugleitet, hören wir den begeisterten Applaus des Wiener Publikums und Zarahs da capo-Strophe „Ich bin ein Star, ein großer Star . . .“

     Wir können das gelten lassen. Sie ist „Star“, unsere Zarah. Die alte Frau Peppi (= Josefine), berühmteste Theaterhausmeisterin der Welt, die viele, viele Jahrzehnte hier beim Bühneneingang saß, die hier die vornehmsten Künstler und Komponisten ein und aus gehen sah, die ihr ganzes Zimmer übervoll von Fotografien mit Widmungen hat und die heute in ihr Buch, in dem nur Stars stehen, den Namen des neuesten Stars --- Zarah Leander --- bekam, sagt in ihrem Wiener Dialekt: „Na (= nein), di Leander, die ist ja . . .“

     Vor dem Bühneneingang steht die treue Schar begeisterter Wiener Mädel. Alle wollen Autogramme von Zarah und Max. Vielleicht steigen die von Zarah ein wenig im Kurs, seit man erfahren hat, dass sie Wien verlassen wird. Es ist am besten, die Gelegenheit zu nutzen.

   „Ich bin ein Star, ein großer Star . . .“

 
 
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