Paul Seilers ZARAH LEANDER Archiv

roter Pfeil A R C H I V 1946-52 - 1

Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1946-52




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Übersetzung des obigen Textes:
 
Fünf Minuten mit Zarah Leander
 
Von Zeit zu Zeit fährt sie vom Gut in der Gegen von Norrköping nach Stockholm. Man sieht das prachtvolle rote Haar und die dunkle Brille nur undeutlich hinter der Autoschreibe; man entdeckt sie in einer Loge im Oscars; die Leute recken die Hälse, wenn sie ein Restaurant betritt: Zarah …
Wir haben uns bei einem ihrer guten Freunde verabredet, dem Grillchef Kirre Danielsson, oben in seiner kleinen Wohnung am Strandvägen. Sie trägt ein schwarzes Kostüm, eine weiße Bluse, große blaue Ohrgehänge; ihr Haar ist zu einer prachtvollen Frisur hochgesteckt, sehr kleidsam. Sie hat es sich auf einem knallroten Sofa bequem gemacht und raucht eine Zigarette. Man wünschte sich eine Farbkamera …
"Die erste Frage versteht sich von selbst", beginne ich. "Wie steht es mit Ihren Plänen für ein Comeback? Man redet ja so viel: Zirkus, China, Malmö, Göteborg … Was ist daran wahr?"
Zarah lacht. "Zugegeben, alles ist eine Lüge – oder vielleicht ein bisschen Wahrheit …", antwortet sie. "Aber, ganz im Ernst gesprochen, es wurde so viel darüber geschrieben, dass es angenehmer wäre, nicht mehr davon zu reden. Abwarten und Tee trinken ist besser."
"Wenn Sie selbst zwischen Operette, Revue und Film wählen könnten … ."
"Wenn ich selbst wählen könnte: Theater."
"An welche spezielle Rolle denken Sie da?"
"Ich würde mich vielleicht als Ankleiderin eignen. Ja, keine Ahnung … ." Frau Leander lässt sich nicht überrumpeln. Und deshalb wechseln wir das Gesprächsthema. Ich frage sie, ob sie in letzter Zeit irgendeine Aufführung hier in Stockholm gesehen hat. "Ja, Josephine Baker unter anderem. Welch strahlende Künstlerin bis in die Fingerspitzen! Eine Mischung von Grande Damen und Straßenkind, ihr Gebärdenspiel ist fantastisch. Dass mit so geringen Bewegungen so unendlich viel ausgedrückt werden kann. Liebenswürdigkeit, Charme, ja, das war ein Erlebnis."     Das Telefon läutet. Es ist Gustav Wally, der sie zur Abendvorstellung ins Oscar einlädt. Sie sieht diese Revue zum zweiten Mal. Wally ist einer von Zarahs besten Freunden. Sie treffen sich immer, sobald sie in die Stadt kommt. Ich möchte wissen, wie sie "Das glänzende Elend" fand.   "Ich werde mich doch darüber nicht äußern. Ich bin ja sozusagen Partei in dieser Sache."
"Welche neuen Filme gefallen Ihnen besonders?"
"Ich gehe nie ins Kino", ist die verblüffende Antwort. "Es gefällt mir so schwer, daran Vergnügen zu finden. Ich sitze nur da und denke an das rein Technische: Kameraführung, Playback, Beleuchtung usw. Nein, ich habe keinen Spaß daran. Da lasse ich es lieber ganz sein."
Während sich Kirre beim nächsten Anruf meldet und der Fotograf einen Film in die Kamera einlegt, summt Zarah etwas vor sich hin. "Besingen Sie nicht derzeit eine Platte?"
"Ich habe meinen Vertrag", antwortet sie. "Aber ich finde, ich habe keine Eile. Yvette Gilbert war mit 70 Jahren am besten, da habe ich noch ein wenig Zeit."
"Was machen Sie während Ihres Besuchs in Stockholm?"
"Meine Freunde besuchen und zum Zahnarzt gehen."
"Und wie leben Sie auf Lönö?" "Wie irgendeine Frau auf dem Land. Wie eine x-beliebige Hausfrau."
Wieder das Telefon.
"Hier spricht der Privatsekretär von Herrn Danielsson", scherzt Zarah, als sie sich meldet. Es geht um das morgige Stück am Dramaten. "Der Tag von dem Dreikönigstag." Sie freut sich, dass sie die Vorstellung sehen kann. "Keine Reisepläne?" will ich wissen. "Ich überlege für den Frühling eine rein private Reise in die Schweiz, um Bekannte zu besuchen."
Da hupt ein Auto unten auf der Straße, was bedeutet, dass Zarah herunterkommen und vor dem Theater zum Abendessen ausgehen soll. Auf Wiedersehen und danke für dieses Mal.
Es haben mir einige von Zarahs engsten Freunden gesagt, dass sie der netteste, lustigste und natürlichste Kamerad ist, den man sich denken kann. Und auch ich habe gehört, dass sie an einem konventionellen Abendessen oder an einer großen Gesellschaft in einem Restaurant wenig Gefallen findet, dagegen macht es ihr großes Vergnügen, zusammen mit ihren besten Freunden in einer Küche eine Nachfeier zu improvisieren, wo Zarah Kartoffeln schält und ein paar Eier in eine Bratpfanne schlägt, während ein Zweiter den Tisch deckt und ein Dritter richtigen schwedischen Schnaps aus dem Eisschrank holt.  Nach diesen fünf Minuten – wir schafften es tatsächlich gerade noch zwischen den Berufsfragen auch ein wenig zu scherzen und rein privat zu plaudern – bin ich mehr als bereit, die Behauptung zu beeiden, "Primadonnen" und "Diven" hätten nichts mit diesem humorvollen, vernünftigen, schlichten schwedischen Mädel zu tun. Ist es nicht seltsam, dass die größten Stars oft die natürlichsten Menschen sind? Oder ist das vielleicht gar nicht seltsam?                                                                                                             Marco Polo
Text unter dem großen Bild:
Zarah Leander, über die so viel diskutiert wird, ist wieder einmal in Stockholm. Geschickt weicht sie allen heiklen Fragen aus, will nicht über Politik sprechen und weiß nichts über ein zukünftiges Engagement. Eine Tatsache ist jedoch, dass Gustav Wally zu ihren engsten Freunden gehört und das sie ihn – und den Theatergrillchef Kirre Danielsson (auf dem Bild) – jedes Mal besucht, wenn sie in der Stadt ist.
 
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DAMERNAS värld Stockholm Nr 36 / 1946:
So kleidet sich Zarah
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46b005l Die ersten "neutralen" Berichte in Schweden nach dem Krieg
 

Auf einem Fest mit Stars

Zarah Leanders Gastmahl am Johannisabend 

 

 

 Die vielbesprochene Zarah Leander ist nicht nur weltberühmte Filmschauspielerin, sondern auch Gutsbesitzerin. Sie bewohnt und führt das prächtige Lönö, das in Östergötland auf einer Landzunge im Meer am Braviken liegt. Hier kümmert sie sich um den berühmten Heringsfang und schaltet und waltet auf dem Gut wie eine echte „Majorin von Ekeby“ (Anmerkung: Figur aus Selma Lagerlöfs Roman „Gösta Berling“, 1891). Da ich ein alter guter Freund von Zarah bin, wurde ich für einige Tage zu ihr eingeladen und gleichzeitig gebeten, ihr traditionelles Mittsommerfest für die Bediensteten des Gutes und Freunde aus der Nachbarschaft zu arrangieren.

 

   Die Gäste kamen von nah und fern auf meist getrennten Wegen. Einige kamen im Auto, andere im Pferdewagen und einige schließlich im Boot. Große, lange Tische hatte man auf den Gutsplätzen aufgestellt, und dort gab es Torten, Bowle und anderes Allerlei. Es wurde rund um den Mittsommerbaum getanzt und Musikanten in Trachten spielten Tanzweisen. Gegen sieben Uhr waren alle hungrig und um sie zufriedenzustellen, gab es vier richtige Marktbuden. In der ersten Bude hingen große, runde Brotpuppen, und auf dem Budentisch standen Teller und Silbersachen samt Hering und Käse von jeder Sorte. In der Bude Nummer zwei konnte man sich Strömlinge aussuchen, auf viele verschiedene Arten zubereitet. Außerdem Bückling, Lachs, Salate mit verschiedenen Sorten Mettwurst, Tomaten und Gemüse. In der dritten Bude gab es große Sahnetorten mit Erdbeerfüllung samt Kaffee. Die vierte Bude war sehr beliebt, dort gab es auch Branntwein in einem großen Fässchen und in einem noch größeren befand sich Mumma (Anmerkung: ein mit dunklem Bier gemischtes Getränk).

 

   Zarah ist eine perfekte Gastgeberin. Sie ist überall und man bemerkt sie dennoch nicht.

 

   Als Hauptgericht wurde im Ganzen gebratenes Lamm angeboten. Wir hatten ein Gestell besorgt, wo das Lamm auf einem durchgesteckten Spieß ruhte, der seinerseits auf zwei Holzböcken lag. Darunter wurden zwei Gruben gegraben, in die Tierkohle gelegt wurde, sodass das Lamm das Feuer streifte, wenn es sich drehte.

 

   Zum gebratenen Lamm wurde Rototai serviert. Das ist ein kräftiges Gericht, das aus allen Zwiebelsorten besteht. Rote, weiße und französische Zwiebeln, Porree und Tomaten. Die Zwiebeln werden in Öl geröstet und erst dann werden die Tomaten hinzugefügt. Das Ganze wird mit dem Bratensaft vom Lamm verdünnt. Das Würzen erfolgt danach mit allen Gewürzarten, besonders Curry und Beefsteaktunke.

 

   Es war ein ländliches Fest, das Stil hatte und auf seine Weise natürlich den Veranstaltungen, die wir gewöhnlich in Stockholm pflegen, nicht ähnelte. Das Gewimmel der Leute war wirklich bezaubernd. Alle unterhielten sich gut, die Angestellten des Gutes und die Leute der umliegenden Güter. Nachmittag herrschte im Freien ebenfalls eine Bombenstimmung, wo es Selbstbedienung gab und jede kleine Gruppe für sich sorgte. Nach dem Essen ging wieder der Tanz los. Zu nachtschlafender Zeit hatten wir ein Abendessen mit Büfett in der Küche vorbereitet. Zarah hat eine herrliche Küche mit einem gleich großen Anrichtezimmer, wo sich jederzeit genug Platz für die Gäste fand. Für die Reisenden war Quartier in einem der Flügel hergerichtet und am frühen Morgen gab es großes Frühstück für die, die zurückgeblieben waren. Es war ein Fest von zwei Tagen, und als die Gäste am Nachmittag des Mittsommertages begannen abzuziehen, hatten sie ein echtes schwedisches Mittsommerfest im Herrenhausmilieu hinter sich. Es war ein großes Erlebnis.

Der bekannte Festarrangeur Kirre Danielsson setzt hier seinen Bericht über die von ihm arrangierten Feste für die Leute von der Bühne fort     


46b005m  Die ersten "neutralen" Berichte in Schweden nach dem Krieg
 
46b005n  Die ersten "neutralen" Berichte in Schweden nach dem Krieg
Die ersten "neutralen" Berichte in Schweden nach dem Krieg.
 
 
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HÖR ZU Hamburg im März 1947:
46b006a Die HÖR ZU berichtet im März 1947
 
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 Eine Frau, die weiß, was sie will
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