A R C H I V 1930-36 - 4
Bilder, Fotos, Zeitungsausschnitte etc. aus den Jahren 1930-36
Berichte und Kritiken zu Zarah Leanders Filmen, Revuen, Shows und Theaterstücken. Plakate, Schaukastenfotos, Programmhefte, Titelbilder und Zeitungsartikel von 1930 bis 1973. Diverse Porträts und etliche Artikel unter anderem auch aus schwedischen Zeitungen, teilweise mit Übersetzung.






Es wohnt ein Teufel in jeder Frauenseele,
der lenkt und leitet der Männer Wohl und Wehe.
Aber in der dunklen Stunde der Nacht zeigt er sich.
In meinem Auge leuchtet immerzu Glut,
die kann Leben bedeuten, aber auch finsteren Tod,
für ein armes, gequältes Herz jedoch Kummer.
Ich umhülle mich mit grellen Seidenbändern,
die wie ein Brand aus Höllenflammen flackern,
ein sündiger Tanz,
allen Verstand raubend.
Refrain:
Ich weiß, was keine andere Frau weiß,
dass sich doch hinter allem ein Geheimnis verbirgt.
Ich weiß, dass Männerseelen von Leidenschaften geleitet werden,
von leeren Illusionen und einfachen Tricks.
Ich weiß, dass sich die Lüge immer nach einem Durcheinander sehnt
und kein ewiges Glück hier auf Erden zu finden ist.
Dass man die Unruhe des Herzens nie mäßigt,
immer vergeblich um ein Trugbild kämpft.
Sahst du, wie die Kirschblüte schneeweiß lächelte?
Sahst du, wie der Sturm alle Blüten hinwegfegte?
Sag, hörtest du in der Julinacht das Gelächter --- haha,
ich selbst habe einmal nach dem Gelübde Küsse erwartet,
bin einsam zu den Küsten des Märchenlandes gerudert.
Ich habe viele Männer getroffen
und verlassen, reserviert --- ja.
Deshalb zeigte das Herz nie irgendwelche Verwundungen.
Ich habe meinen guten Blick, mache meinen Mund auf und habe farbiges Haar,
im Netz der Lüge eines Augenblickes Kind.










Übersetzung des obigen Textes:
Bei der Primadonna des Vasatheaters Frau Zarah Leander erzählt über ihre nächsten Pläne und ihremEngagement bei Gösta Ekman.
„Das Zebra ist ein gestreiftes Tier, die Streifen gehen nicht heraus“ --- ein warmer, weicher, äußerst gepflegter Tenor verklingt im Zuschauerraum und der Vorhang des Vasatheaters senkt sich vor der einfachen, aber geschmackvollen, lustigen schwarzweißen Schlussszene im zweiten Akt. Das Publikum applaudiert seinen Favoriten natürlich begeistert, aber das treue Stockholmer Publikum vergisst ganz selten den, der nicht zu sehen ist, und ein Großteil des Beifalls gilt sicher Frans Engelke, dessen elegante, kultivierte Schöpferkraft eine prachtvolle Szenerie nach der anderen hervorzaubert. Umfangreiche Arbeit steckt dahinter und mehr noch, man ahnt auch deutlich die Liebe zur Arbeit. Der Applaus verhallt, das Gemurmel schwillt an, die Sitze klappen hoch und das Publikum strömt hinaus, um den vergangenen Akt zu verdauen und zu kritisieren. Man entspannt und ruht aus. Die Ruhe ist da wirklich nötig. Die Arbeit geht ununterbrochen von acht bis elf in gesteigerter Geschwindigkeit weiter.
Nicht ohne einen gewissen Energieverbrauch gelingt es mir, mich bis zur Bühnentür vorzudrängen. Ich zögere einen Augenblick. Es ist jedenfalls mit einer geschlossenen Bühnentür ein wenig sicher; auf jener anderen Seite ist es so ganz unterschiedlich. Man hat ein Gefühl davon, absolut überflüssig zu sein, im Weg zu stehen. Zwei Herren hinter mir zwingen mich weiterzugehen. Entschlossen reiße ich die Tür auf, offensichtlich ein wenig zu resolut, denn eine norwegische Charmeurnase wird gefährlich gestreift. Die Erklärung über Steiner Jöraanstads persönliche Anwesenheit bei der Tür erhielt ich von den zwei nachfolgenden Herren, Einar Fagstad und Einar Rose, beide Norweger und dem Stockholmer Publikum wohlbekannt. Jöraanstad bemerkt offenbar meine etwas unschlüssige Miene und dann höre ich ihn singen: „Kann ich Ihnen mit der Frau ein wenig helfen?“ Ein hemdsärmeliger, ritterlicher Erster Liebhaber wird mein Führer durch die Irrgänge des Theaters bis zum Ziel, Vasans hell leuchtender Starprimadonna.
Trotz Umkleiden, Fotografieren und einem ganzen Stab treu wartender Besucher opfert Zarah Leander einige Minuten für mein Interview. Ich muss zugeben, dass ich überrascht war: Madame hinter und auf der Bühne war so verschieden. Ich komme mit einer einfachen und äußerst menschlichen, bescheidenen Frau in Kontakt, die es sich dank ihrer Größe leisten kann, einfach zu sein. Eine Zierde für ihr Geschlecht, der Stolz ihres Theaters, das sie ja bald verlassen wird. Im Mai läuft Frau Leanders Vertrag ab und dann ist es unser Ernst Rolf, der im Sommer beglückt wird. Ja, es war doch Rolf, der unsere einzigartige, große Revueprimadonna gezielt förderte. Frau Leander zeigt ein schönes Lächeln: „Ja“, sagt sie, „ich fuhr zu ihm, um berühmt zu werden. Er befand sich damals unten in Norrköping, ich übte Garbo – Imitationen ein: `Schaut mich an!` und erhielt dort meine Chance. Nervös war ich, ungeheuer, und gut bis zur zweiten Strophe gekommen, verlor ich dann den Faden total. Ich schwieg, stotterte und wollte gerade nochmals beginnen, da bezahlt der immer flotte Ernst Rolf und sagt: `Sie sind willkommen, am Samstagabend anzufangen.` Ja, so wurde es geregelt, ich probierte am Dienstagabend und am nächsten Samstag gab ich mein Debüt. Das Ganze wirklich typisch für Rolf. Bei Ernst Rolf, der da in der Provinz herumkutschierte, blieb ich nur eineinhalb Monate, denn meine ganze Sehnsucht verlangte nach Stockholm. Von Örebra fuhr ich einen Tag hierher und sang zur Probe vor Direktor Ryberg und Sigurd Wallen und so wurde es das Folkan, an dem ich mein eigentliches Debüt gab.“
„Ob es mir gut geht, jaa, ich liebe meine Arbeit, ich liebe mein Publikum und ich bin so dankbar für all die Wärme; für das Wohlwollen, das mir bei Begegnungen stets entgegengebracht wird.“
„Sagen Sie, Frau Leander, wie fühlt es sich nun an, nach den Rolfschen Aufenthalten die Revue für die Operette zu verlassen?“
Frau Leander blickt nachdenklich drein. „Natürlich bin ich froh, wahnsinnig froh. Wenn es jedoch nicht bei Gösta Ekman wäre, würde vielleicht die Sorge um den Ausgang die Oberhand gewinnen, aber mit ihm an meiner Seite habe ich den besten Kameraden und die beste Hilfe, die ich je bekommen kann.“ Wir finden beiderseitig Gefallen an unserer gemeinsamen Bewunderung und Hochachtung für Gösta Ekman. Frau Zarah antwortet bereitwillig entschlossen, manchmal ziemlich verlegen auf meine Fragen, die sich nun meist um das neue Konzerthaustheater drehen.
„Lehar selbst wird dirigieren“, erzählt Frau Leander, und sogar Carl Alstrup soll im Herbst kommen, um einen Platz in der mit Spannung erwarteten Premiere der Lustigen Witwe auszufüllen, dem Eröffnungsprogramm des neuen Ekman-Lindberg`schen Theaters. Aber wenn ich mit meinen Fragen auf das Repertoir oder Frau Leanders Mitwirkung in sonstigen Stücken des neuen Theaters komme, wird das Resultat negativ.
„Vertraulich“, ist die einzige Antwort.
Von Revue und Operette lenke ich das Gespräch hin zum Film. Vor allem gilt die Frage dem Tonfilm. Frau Leander wird richtig begeistert und drückt ihre Bewunderung nicht nur als Publikum, sondern auch als Schauspielerin aus.
„Ich werde im Frühjahr bei der Filmindustrie filmen“, vertraut sie mir an und schaut höchst zufrieden aus. Ein wirklich vielseitiger oder vielleicht richtiger vielartiger Star.
„Nun aber also Hollywood? Das Gerücht will ja wissen, . . .“
Frau Leander schaut ein wenig schelmisch aus, ehe sie antwortet: „Ja, ich muss wohl gestehen, dass ich Angebote von dort erhalten habe und erhalte, aber das muss bis auf Weiteres warten.“
„Ja, aber das wäre doch etwas für Frau Leander?“
„Eventuell, aber alles ist bis auf Weiteres so ungewiss. Jetzt befasse ich mich zunächst damit, meine Aufgabe in der Lustigen Witwe nach bestem Vermögen zu erfüllen. Ich habe also eine große Aufgabe. Nun denken Sie sicher, dass ich ziemlich kindisch bin.“ Frau Leander lacht ein wenig halb verlegen. „Sehen Sie, ich bin so grenzenlos betrübt, dass ein Gerücht darüber aufgetaucht ist, ich sei so kränklich. Ich bin der gesündeste Mensch auf der Welt und war früher nie krank. Aber Blinddarmentzündung und Grippe kann doch der Beste bekommen. Nun hoffe ich, dass in Zukunft die Geschäftige das Gerücht zuschanden machen kann. Jetzt ist ein hartnäckiger Husten mein einziges Wehwehchen“, sagt Frau Leander, und da ich verspreche, eine daheim gebraute Hausmedizin hinaufzuschicken, so dankt sie, rümpft die Nase und fragt: „Sie schmeckt doch nicht schlecht?“
Noch viele Fragen hätte ich, aber Frau Leander sitzt wie auf Nadeln und als ich mich erhebe, um Lebewohl zu sagen, kommt die Erklärung: Ein ganzer Stab von Fotografen mit einem deutschen Spezialisten für Farbfotografie an der Spitze hat dann und wann neugierig vor der Tür geguckt. Frau Leanders strahlendes Lächeln begleitet mich hinaus und rührt sicher gleichzeitig die hart geprüften Fotografen, deren Blicke mir nicht ebenso freundlich folgen.
---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ---------------------------------------------- ----------------------------------------------