P R E S S E S C H A U - 11
Presseschau 2007 zum 100. Geburtstag von Zarah
Das Leander-Museum mit überraschendem Sologesang eingeweiht


Norrköpings Tidningar 16.März 2007
Paul Seiler bleibt Zarah Leanders Verehrer
Berlin
Wenn Zarah Leander in Berlin war, ließ er alles andere sein. Da fand man ihn treu
an ihrer Seite. Noch heute kreist der Großteil von Paul Seilers Leben um sein einstiges Idol.
Paul Seiler sah Zarah Leander zum ersten Mal auf der Filmleinwand. Er war 17 Jahre
und sie 46. Die Faszination war augenblicklich da.
Das war im Jahr 1954. Kurz darauf traf er sie, und während der folgenden Jahre lernten
sie sich näher kennen.
Wir treffen uns auf dem Potsdamer Platz im Zentrum von Berlin. Hier gibt es das
legendäre Plattenstudio, das Hansastudio, Aufnahmeort für Musiker wie David Bowie, U2,
Depeche Mode und Nina Hagen.
Den Krieg überdauert
Auch Zarah Leander nahm hier Schallplatten auf. Das alte Gebäude thront majestätisch
auf seinem Platz, eines der wenigen Bauwerke in der Straße, das die heftigen Luftangriffe
auf die Stadt während des Zweiten Weltkriegs überdauert hat.
Betritt man das Haus, wird man in eine andere Zeit versetzt. Eine hohe Decke, schwere
Kristalllüster umrahmen den Raum. Im zweiten Stock befindet sich der große Saal,
der Meistersaal.
Hier sang Zarah, begleitet von einem 20 Mann starken Orchester. Neben dem Foyer
hängt im Vorraum, der zum heutigen Restaurant führt, ein Foto der schwedischen Sängerin.
Immer zur Stelle
Ende der Fünfzigerjahre war Paul Seiler einer der Rührigen in einem Berliner
Zarah-Leander-Club. Er verfolgte ihre Karriere getreulich. Jedes Mal, wenn Zarah Leander
nach Berlin kam, um eine Platte aufzunehmen, einen Film oder ein Konzert hatte, stand er
auf dem Flugplatz, um sie willkommen zu heißen.
Er hatte einen Strauß Flieder dabei, eine diskrete Huldigung an eines ihrer Lieder:
"Wenn der weiße Flieder wieder blüht". Zu der Zeit machte Paul Seiler eine Schauspieler=
ausbildung in Berlin.
--Das ging so weit, dass meine Lehrerin zu mir sagte, ich würde ausgeschlossen, sollte
ich weiterhin an Tagen, an denen Zarah in der Stadt war, schwänzen, erinnert er sich
und lächelt.
Es war Zarah Leander, die ihm das Angebot machte, er und ein paar andere junge
Leute aus ihrem Fan-Club dürften ins Aufnahmestudio kommen.
In diesen Tagen stand Paul Seiler zu früher Morgenstunde auf, um in der Bäckerei frische
Brötchen zu kaufen. Sein kostbarstes Kaffeeservice und die feinsten Sektgläser hatte er
schon eingepackt. Er deckte den Tisch im Foyer des Plattenstudios, damit die Leander
während ihrer Pausen Kaffee trinken konnte. Zarah Leander erschien immer gleich um
9 Uhr.
--Lieber fünf Minuten zu früh als eine Minute zu spät, war stets ihre Parole. Zarah war
unerhört professionell.
Mit dabei im Studio
Paul knüpfte später ein schmales Band um den Henkel der Kaffeetasse, aus der Zarah
getrunken hatte.
--Das war meine Zarah-Tasse, die hatte immer eine Sonderstellung.
Eines Tages kam Zarah plötzlich unerwartet aus dem Studio, ging auf Paul zu
(oder Paulchen, wie sie ihn gern nannte), der immer da war und im Foyer wartete.
--Sie fragte, ob ich es schaffen würde, mich völlig ruhig zu verhalten. Ich dürfte neben ihr
stehen, während sie sang. Es war das Lied "Einsamkeit". Ich glaube, ich hielt die ganze Zeit
den Atem an.
Paul Seiler hat fünf Bücher über Zarah Leander geschrieben. Seit den Fünfzigerjahren
sammelte er dann alles, was er über sie bekommen konnte, von Zeitungsausschnitten und
Fotografien bis zu persönlichen Dingen, unter anderem ein Kleid und eine Perlenkette.
Seine Sammlung, eine der größten auf der Welt, befindet sich seit ein paar Jahren im
Filmmuseum Potsdam, außerhalb von Berlin.
Paul Seiler sammelt immer noch und hat heute eine noch größere Sammlung als vorher.
Vieles von dem Material über sein einstiges Idol findet man auf seiner Homepage. Gerade
rechtzeitig zu Zarah Leanders einhundertstem Jahrestag zeigt er eine Zusammenstellung
von 3 400 Seiten.
Paul Seiler stört es, dass Zarah Leander in Schweden noch immer in gewisser
Hinsicht mit dem Nazismus in Verbindung gebracht wird.
Er empfiehlt allen, das neu erschienene Buch "Das Leben einer Diva" zu lesen,
geschrieben von der deutschen Journalistin und Autorin Jutta Jakobi. Darin wird ein für
allemal mit den Lügen, Zarah habe aufseiten der Nazis gearbeitet oder sei eine Spionin
gewesen, Schluss gemacht.
--Ich verstehe wirklich nicht, wie die Schweden sie verurteilen können, weil sie eine
Karriere hier in Deutschland gemacht hat, wo doch ihr eigener König ein großer Bewunderer
Hitlers war und intensiven Briefkontakt zu ihm hatte.
Zarah war unpolitisch. Die Liebe und das Publikum waren ihr Bereich.
Bettina Bettenhausen
Deutschland denkt an Zarah Leander - 100 Jahre






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